Neue Impulse für Landgasthof Bröl gesucht

Treffpunkt, Feierstätte und Teilzeit-Kirche: Der Landgasthof Bröl ist das Wahrzeichen im Ortskern von Bröl mit einer besonderen Geschichte – und steht seit dem Jahr 2014 leer. Die Stadt Hennef kaufte das 2.100m2 große Grundstück im Jahr 2019 mitsamt der Immobilie. Denn der Landgasthof hat viel Potenzial für neue Nutzungen.

Der Hennefer Ortsteil Bröl mit seinen mehr als 1.000 Einwohnern ist der ideale Startpunkt für Ausflüge ins malerische Bröltal. Dreh- und Angelpunkt des kleinen Ortes ist traditionell der Landgasthof Bröl mit seinem markanten Turm. Mit seiner Schließung 2014 hat er eine Lücke im Dorfleben hinterlassen. 

Bewegte Geschichte
Der Gasthof wurde 1870 erbaut und liegt heute direkt an der Bundesstraße 478, die das Bröltal von Hennef bis Waldbröl verbindet. Der zunächst als „Restauration Junkersfeld“ geführte Gasthof wurde 1922 von der Familie Wolters übernommen. Damals gehörten zum Gasthof noch ein Fachwerkgebäude und ein geräumiger Saal auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Da es in Bröl bis 1958 keine Kirche für den Gottesdienst gab, wurde hierfür ab 1948 kurzerhand der Festsaal umfunktioniert. Da im Saal weiterhin regelmäßig das Tanzbein geschwungen wurde, bezeichneten ihn die Einwohner*innen schnell als „Sambakirche“ – ein Spitzname, der heute noch gebräuchlich ist.

Nachdem der Saal dem Kirchenneubau weichen musste, errichtete Familie Wolters 1950 direkt an der Gaststätte als Ersatz den großen Festsaal, der rund 400 Personen Platz bietet. Auch in den kommenden Jahrzehnten baute die Familie das Gebäude um und führte Modernisierungen durch. 1986 wurde der Hotelbetrieb aufgenommen. Der große Festsaal wurde von 2008 bis 2009 umfassend saniert. Nach 88-jähriger Tätigkeit verließ die Familie Wolters 2010 den Landgasthof Bröl und das Gebäude erlebte ab 2014 einige Jahre des Leerstands. Die Stadt Hennef ist seit 2019 Eigentümerin des Landgasthofs Bröl. In seiner jetzigen Form verfügt der Landgasthof über vier Gebäudeteile sowie zwei Parkflächen.

Bahn-Historie sichtbar machen
Untrennbar mit dem Landgasthof verbunden ist die Bröltalbahn. Sie verkehrte von 1863 bis 1967 zwischen Waldbröl und Hennef, transportierte Personen und Industriegüter. Als Haltestelle diente dabei das Gasthaus. An dieses historische Erbe erinnert ein auf der anderen Straßenseite angebrachtes Graffiti, das die Eisenbahn zeigt. „Von der Bahn existieren noch alte Schienen und Eisenbahnschwellen, die sich gut als Ausstellungsstücke bei eine Nachnutzung des Areals integrieren ließen, um auf die Historie aufmerksam zu machen“, so Dagmar Papke vom Heimatverein Bröl.

Leben statt Leerstand
Obwohl der Großteil des Gasthofs derzeit nicht genutzt wird, ist der Bedarf an den Räumlichkeiten groß: Im Festsaal treffen sich viele Vereine und nutzen die Räumlichkeiten für Veranstaltungen – von der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Bröl über den Heimatverein Bröl bis zum Frauenchor. Die Auslastung ist gut, da es in der näheren Umgebung keine Säle dieser Größenordnung gibt. So fragen auch Vereine und Privatpersonen aus den umliegenden Ortschaften an. Gleichzeitig engagieren sich die Vereinsmitglieder ehrenamtlich bei der Reinigung und Pflege des Areals. Im ehemaligen Hotel und in der Pächterwohnung leben derzeit Geflüchtete.

Kluge Nachnutzung ist das Ziel
Perspektivisch möchte die Stadt das Haus mit dem markanten Türmchen wieder für das dörfliche Leben öffnen. „Wir möchten wieder eine funktionierende Gastronomie etablieren und suchen jemanden, der das Potenzial des Standortes und der Gebäude erkennt sowie eine Vision dafür entwickelt. Der Landgasthof soll klug nachgenutzt und wieder zu einer Begegnungsstätte für alle Bewohner*innen sowie Besucher*innen werden“, erläutert Thomas Kirstges vom Amt für Steuerungsunterstützung der Stadt Hennef. Kirstges ist bewusst, dass die Immobilie saniert werden muss, da sei „noch Luft nach oben“. Dennoch soll der Landgasthof wieder zum Mittelpunkt des Ortes werden, beispielweise indem der Parkplatz hinter dem Haus künftig als Dorfplatz genutzt wird.

Der Landgasthof Bröl ist als Baustein im REGIONALE-Projekt „Erholungs- und Erlebniskorridor Bröltal“ berücksichtigt. Ziel des Vorhabens ist die behutsame Erschließung des Bröltals als Erholungsraum. Dabei könnte der Gasthof als Anlaufstelle bzw. Einstiegsportal in die Kulturlandschaft dienen. Erste Überlegungen sehen beispielweise die Möglichkeit zur Einrichtung einer Tourist-Info vor, auch eine Verbesserung der Fahrradinfrastruktur oder die Erarbeitung von Wanderwegen in Kooperation mit der Naturregion Sieg ist denkbar. Der Rhein-Sieg-Kreis hat hierfür gemeinsam mit den Gemeinden Hennef, Ruppichteroth, Eitorf und Windeck sowie der Stadt Waldbröl ein Gesamtkonzept entwickelt, das als Grundlage der schrittweisen Umsetzung dient.

Mehr Informationen zur Geschichte des Landgasthofs unter: www.hvb-broel.de/landgasthof

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